Vorab: dieser Blogbeitrag wird etwas länger, weil ich noch so geflasht von meiner ersten Teilnahme eines Barcamps bin. Daher wird es auch am Ende dieses Textes für die Ungeduldigen ein tl;dr geben.
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Nun war es also soweit, ich habe an einem Barcamp teilgenommen. Bevor mein Leben digital wurde, wusste ich überhaupt nicht, was ein Barcamp ist und wenn ich im Firmengebäude die Sitzsäcke und all die Leute mit ihren Laptops gesehen habe, dachte ich mir immer „das sind die Digitalen“ ohne wirklich zu wissen, was beim Barcamp so abgeht. Daher kurz für all diejenigen, die nicht wissen, was ein Barcamp ist, eine ganz kurze Erklärung:
Im Prinzip ist es eine Veranstaltung, auf der sich Menschen intensiv in Diskussionen, bei Präsentationen und Interaktionen austauschen. Jeder, der irgendetwas beizutragen hat, ist herzlich willkommen, sich einzubringen. Sei es durch eigene Vorträge oder durch aktive Diskussionsteilnahme. Ein Barcamp lebt davon, die Erfahrungen zu teilen, also aktiv darüber zu bloggen, zu twittern, Fotos zu teilen etc. Erst am eigentlichen Veranstaltungstag wird der Ablaufplan erstellt (dazu nachher mehr) und man entscheidet dann, welche Präsentation (Session) man besuchen will. Es gibt keine Zuschauer, sondern Teilnehmer, da der Austausch im Vordergrund steht. Die zeitlichen Vorgaben sind grob so gestrickt, dass 30 Minuten für die Präsentation vorgesehen sind und 15 Minuten Diskussionszeit. Es kann aber auch vorkommen, dass kaum präsentiert, sondern nur diskutiert wird.
Soviel zur Einführung. Und nun geht’s los. Wichtigster Gegenstand bei dem Barcamp ist der Raumplan, damit man weiß, wo eigentlich welche Session stattfindet. Also war dieser Zettel stets bei mir.
Und: die Teilnehmer eines Barcamps erhalten ein entsprechendes T-Shirt, was mir ein wunderschönes Andenken bleibt, quasi als Zeichen für mich, das ich im digitalen Leben angekommen bin.
Tag 1 des Barcamps begann für mich um 12:30 Uhr und so habe ich die Sessionplanung nicht mitbekommen und musste mich erst einmal orientieren. Aber da ja alle Teilnehmer unglaublich nett und hilfsbereit sind, fand ich auch gleich jemanden, der mir das alles erklärt hat. Wie heißt es so schön? Nur Fragenden kann geholfen werden.
So sieht dann die so genannte Session-Wall aus. Oben die Raumbezeichnung und darunter die jeweiligen Sessions, die dort stattfinden. Also schaut man sich das an und sucht sich für sich das richtige aus. Der lesbare Sessionplan vom Freitag ist hier nachzulesen.
Wie ich ja schon sagte: Vernetzung stand bei mir im Vordergrund. Mal die Leute kennen zu lernen, mit denen ich sonst nur twittere oder über andere Kanäle verbunden bin und so habe ich mich sehr gefreut, die @SinaGritzuhn und @sebastianfranz sowie auch vor allem die Su (@MiuSuCo) endlich auch persönlich kennen zu lernen.
Genauso phantastisch war, das mich mein ehemaliger Kollege Thomas (@Thomasbewegt) mit @cutterkomben bekannt gemacht hat; denn wir kamen relativ schnell auf meinen Brückenblog zu sprechen und so hat mir Lars zwei Fotos zukommen lassen – eines davon werde ich in meinen Brückenblog einbauen und das zweite ist dieses tolle Foto hier von der Brooksbrücke in der Speicherstadt:
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Bildrechte: Lars Becker aka @cuttercomben |
Nun aber weiter mit dem Barcamp und damit zu meiner ersten Session: „eBook, was bist du?“ – vorgestellt von @medienrecht und @greubel mit der Fragestellung am Ende, ob das Ebook ein Übergangsmodell, das überholt ist, ist? Und eben dem deutlichen Hinweis, dass man ein Ebook nicht kauft, sondern man kauft das Nutzungsrecht, es zu lesen. Ich fand’s spannend und vor allem interessant und es war der perfekte Einstieg für mein erstes Barcamp.
Danach stand bei mir „Freundlich sein“ auf dem Plan von @lestoire und @renehamburg, der im Übrigen auch den ersten Blogbericht zum Barcamp geschrieben hat.
Hieran erkennt man eben auch, dass es beim Barcamp nicht nur um IT oder Digitales geht, sondern auch um Alltägliches: „warum lohnt es sich, freundlich zu sein?“. Die beiden haben mir aus der Seele gesprochen. Es ist nicht schwer und tut nicht weh, einfach mal freundlich die Kassiererin im Supermarkt, die Reinigungskraft oder wen auch immer zu grüßen. Der Tag fängt dann einfach gut an. Es war eine sehr launige, lustige Session mit dem markanten Schlussspruch „wer f**ken will, muss freundlich sein“. So einfach ist das 🙂
Danach hatte ich es einfach, musste ich doch nicht den Raum wechseln, denn auch die (wie ich gelernt habe) legendäre #Serienjunkies- Session vom Scotty fanden im Raum Otto Group, also im großen Raum statt und ich konnte gemütlich sitzen bleiben. Und da Scotty einige US-Serien mit längeren Filmausschnitten vorgestellt hat, konnte er die Zeit nutzen, um sich den leckeren Kuchen schmecken zu lassen.
Kuchen? Yeah, die leckeren Stücken Butterkuchen und vor allem die Donuts habe ich mir nicht entgehen lassen. Dafür habe ich dann auch eine Session sausen lassen.
Meine nächste Session, die ich besucht hatte, trug den Titel „Vernetzung von Bloggern / Journalisten“. Klang gut, hört sich interessant an, also ging ich zur Susanne Krüger, die keine eigentliche Präsentation gehalten hat, sondern wir haben eigentlich nur diskutiert. Und hier stellte ich plötzlich die erste Veränderung an mir fest. Ich, die sich sonst immer aus allen Diskussionen rausgehalten hat (eigene Gedanken: „ich unbedeutendes Licht“, „das ist mir peinlich“, „wohlmöglich rede ich nur Quatsch“), hat plötzlich drauflos geplappert. Wir sind schließlich alle hier, um voneinander zu profitieren, zu lernen, Erfahrungen auszutauschen. Schon allein deswegen, für diese Erkenntnis hat es sich für mich gelohnt.
So habe ich mich denn auch hungrig auf die leckeren Sandwiches zum Abend gestürzt.
Dann allerdings habe ich als Barcamp-Neuling einen fatalen Fehler begangen: ich dachte, mit Ende des Sessionplanes sei auch Tag 1 beendet und habe dann den Heimweg angetreten.
Oh, was habe ich mich geärgert, als ich dann via Twitter mitverfolgt habe, was da noch so abging. Stichwort „Powerpoint-Karaoke“. Was auch immer das ist, aber es klang auf Twitter so lustig, ich habe echt was verpasst.
Noch aufgeregter als am ersten Tag war ich dann bei Tag 2. Schließlich habe ich diesen von Anfang an besucht. Ich war kurz nach 09:00 Uhr dort, habe das leckere Frühstück vom Kochwerk genossen, erste Gespräche geführt und getwittert, um dann ab 10:00 Uhr zu erleben, wie eine Sessionplanung funktioniert.
Zunächst aber wurde nochmals auf das Leitmotiv eines Barcamps hingewiesen: Eat – Share – Love. Und das wurde perfekt umgesetzt! Ferner wurde nochmals der Raumplan vorgestellt mit der Neuerung von heute: im ersten Raum war eine Massagestation! Yeah!
Wir haben uns alle im großen Präsentationsraum versammelt und all diejenigen, die eine Session anzubieten haben, gingen auf die Bühne, erklärten kurz, was sie vorstellen und dann wird gefragt, wer sich dafür interessiert. Die Anzahl der hochgehobenen Hände entscheidet dann über die Raumgröße und man pinnt sein Thema an die Sessionwall. Ich hatte den Eindruck, das mindestens 1/3 aller Anwesenden eine Session anzubieten hatten. Die Vielfalt war unglaublich, was anhand des Sessionplans vom Sonnabend gut nachzuvollziehen ist.
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Es war gut besucht |
Da ich mich einfach nicht entscheiden konnte, welche Session ich als erste besuche, habe ich den 11:00 Uhr Slot sausen lassen, um mich zu orientieren und hatte das große Glück, eine Massage zu genießen. Meine heftigen Rückenschmerzen haben für einen Augenblick etwas Schönes genießen dürfen. Vielen Dank an die Organisatoren für diese wunderbare Idee.
Die erste Session, die ich dann besucht habe war vom @greinr, der Travelhacking – Geld sparen bei Flügen vorgestellt hat. Interessant, welche Möglichkeiten es da so gibt; vorausgesetzt, man liebt das ungewisse Abenteuer.
Da das Essen ja nicht zu kurz kommen darf, war dann auch Zeit für ein kleines Päuschen
Der „achtung! Blogger Kodex“ vom Djure Meinen war dann die nächste von mir besuchte Session. Hier ging es darum, das sich die Agentur achtung! einen Kodex geschrieben hat, in dem sie die Grundsätze für die Mikrozielgruppenansprache festgehalten hat also für die Zusammenarbeit mit Bloggern. Das hat mir so richtig gut gefallen, es war genau „mein Thema“.
Anschließend habe ich eine kleine Pause gemacht, die Eindrücke musste ich bei Twitter teilen und weitere Tweets an der Twitterwall ansehen.
Schlag auf Schlag ging es weiter: „Selbstmotivation: vom Intro zum Extro“ war die nächste Session, die @FrankS gehalten hat. Er hätte sich vor Jahren nicht vorstellen können, jemals auf der Bühne zu stehen oder vor Leuten zu sprechen und gab Tipps und Hinweise. Ich fühlte mich doch sehr angesprochen, merke aber, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Schließlich konnte ich mir bis vor kurzem auch nicht vorstellen, dass ich mich an einer Diskussion beteilige. Eines seiner Motti ist „Ich will mehr lernen; denn lernen ist Motivation“. Stimmt, das kann ich unterschreiben. Ebenso: „ich will, dass anderen mehr lernen!“ Stimmt auch, ich teile gern mein Wissen. Bislang allerdings nur schriftlich.
Dann – die Zeit rennt auf einem Barcamp – war auch schon Ende des Barcamps. Wir haben uns zum Outro, zum Fazit, versammelt, das Organisationsteam nahm unter Applaus Platz auf der Bühne und es wurde kurz rekapituliert was gut oder schlecht gelaufen ist. Das „Schlechte“ war dann eher ein Luxusproblem; da es außer Obst wohl nicht für Veganer oder Vegetarier zu Essen gab und darum gebeten wurde, beim nächsten Mal die Speisen mit kleinen Schildern zu versehen, woraus sie bestehen. Und das Sonderthema Mett war wohl auch nur ein einmaliger Ausrutscher. Also das Fehlen von Mett.
Das Organisationsteam hat großartige Arbeit geleistet und das Barcamp ganz toll organisiert, was auch ausgiebig gewürdigt wurde.
Standing Ovations gab es dann zu recht für das Team des Kochwerks, die für eine hervorragende Verpflegung gesorgt haben.
Ein spezielles Dankeschön wurde dann der Otto Group ausgesprochen, die es wieder einmal ermöglicht hat, dass das Barcamp dort stattfinden kann – und wir alle hoffen auf eine Wiederholung im nächsten Jahr.
Alle Fotos der Teilnehmer, die bei Twitter, Instagram & Co veröffentlicht wurden, sind genau hier zu finden.
Überhaupt: Ermöglichung. Ohne die vielen Sponsoren wäre so ein Barcamp in dieser Größenordnung nie möglich, daher Danke an die Sponsoren:
tl;dr Mein erstes Barcamp war großartig. So großartig, dass ich mir vorstellen kann, im nächsten Jahr selbst eine Session zu halten.
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